Spannend & nöch, aber schwer!
Über den Transport der Tauchausrüstung ohne Auto
Das Flusstauchen stellt für mich auch den Versuch dar, den Tauchsport auf eine nachhaltige Art in der Region zu betreiben. Die Umweltbilanz des Tauchens ist nämlich nicht immer rosig, je nach dem, wo man lebt und wo man taucht. Vor allem das Reisen zu exotischen Tauchzielen per Flugzeug hinterlässt einen erheblichen CO2-Fußabdruck. Ein Hin- und Rückflug von Europa zu beliebten Tauchzielen wie den Malediven verursacht pro Person etwa 2 bis 3 Tonnen CO2-Emissionen. Dies entspricht fast der Hälfte dessen, was eine Person in Westeuropa pro Jahr insgesamt ausstößt, wenn sie klimabewusst lebt.
Vor diesem Hintergrund hat das Tauchen in heimischen Gewässern eine zunehmende Bedeutung.
In meinem Fall habe ich das grosse Glück, dass das nächstgelegene Gewässer in Form der Aare praktisch vor der Haustüre liegt. Doch selbst wenn der Tauchspot in der Nähe liegt, stellt die Tauchausrüstung eine logistische Herausforderung dar, weil sie schwer und unhandlich ist. Besonders die Pressluftflasche und die Bleigewichte schlagen hier zu Buche. Eine 12L Stahltank wiegt ca. 14-15kg (Leergewicht), gefüllt mit 12L x 200bar = 2400L Umgebungsluft kommen ca. 3.4kg hinzu. Die Bleigewichte wiegen je nach verwendetem Anzug (Neopren verursacht sehr starken Auftrieb, je dicker, umso mehr!) und der Art der übrigen Ausrüstung ca. 4-12kg.
Natürlich ist es am einfachsten, die ganze Ausrüstung einfach ins Auto zu packen, zum Tauchplatz zu fahren, und los geht's. Doch was, wenn man kein Auto zur Verfügung hat oder bewusst auf dessen Nutzung verzichten möchte? Beim Flusstauchen stellt sich zudem die Frage: Wenn ich mit dem Auto zum Einstieg fahre, wie komme ich dann vom Ausstiegsplatz wieder zurück zum Fahrzeug?
Alternativen zum Auto
1. Zu Fuß zum Tauchplatz
Wenn das Gewässer sehr nah liegt, kann es eine Möglichkeit sein, die Ausrüstung zu Fuss zu transportieren: einfach alles anziehen und zum Einstiegsort laufen. Dies mag unkompliziert klingen und garantiert unterwegs erstaunte Passantenblicke, hat aber seine Tücken. Längere Strecken zu Fuß sind nicht nur körperlich anstrengend, sondern können auch wirklich unangenehm sein, insbesondere an heißen Tagen. Dann nämlich bewirkt der Neopren durch seine Isolationswirkung einen Wärmerückstau, der kaum auszuhalten ist. Diese Option eignet sich daher eher für kurze Distanzen, sprich, wenn der Tauchspot in unmittelbarer Nähe liegt.
Praxistipps: 1) Neopren nur bis zur Hüfte anziehen 2) Frotté-Tuch auf die Schultern zu legen, damit die Tragegurte sanfter aufliegen 3) Unbedingt auf korrekte Blei-Tarierung achten; unnätige Überbleiung rächt sich umso mehr, je länger die Gehstrecke ist.
2. Mit dem Fahrrad zum Tauchplatz
Eine wesentlich komfortablere Option ist das Fahrrad. Mit einem stabilen Fahrrad und einem guten Gepäckträger lässt sich die Tauchausrüstung sehr angenehm transportieren. Besonders praktisch sind Fahrräder mit Anhängern oder speziellen Gepäckträgertaschen/-boxen, in denen man Bleigewichte, Flossen, Maske und andere schwere Gegenstände verstauen kann. Dadurch wird der Rücken deutlich entlastet. Der wird nämlich durch den Transport der Pressluftflasche schon in Beschlag genommen (Flasche fest an BCD geschnallt), was aber vergleichbar ist mit einem Tagesrucksack auf einer Wanderung. Wem das zu unangenehm ist, kann sich eine Anhängerkupplung ans Fahrrad montieren und einen entsprechenden Anhänger zulegen.
Insgesamt erreicht man den Tauchplatz mit der Velo-Variante deutlich schneller und unbeschwerter als zu Fuss. Für Flusstaucher:Innen bleibt aber - wie beim Auto - das Problem der Rückkehr zum Ausgangspunkt der Tauchroute bestehen.
3. Rollende Pressluftflasche: Die ideale Lösung für das Flusstauchen?
Ein spannender Ansatz gerade für's Flusstauchen ist die rollende Pressluftflasche. Hierbei wird die Flasche mit Rollen ausgestattet, die beim Tauchen einfach an der Flasche bleiben. Zum einen kann man so die Flasche bequem zum Einstiegsort gerollt werden, ohne dass man das schwere Gewicht tragen muss. Zum anderen erleichtert sie den Rückweg vom Ausstiegsort, da die Flasche einfach hinterhergezogen werden kann. Diese Technik ist besonders hilfreich bei Flusstauchgängen, wo Ein- und Austauchstelle weit auseinanderliegen.
Erste Erfahrungen konnte ich mit der Lösung von "TankTrolley" sammeln (https://tanktrolley.net/). Für den Preis von 30 Dollar (plus ca. 30.- Versand aus USA) ist das Preis-Leistungs-Verhältnis knapp in Ordnug. Der Vorteil sind die einfache Anbringung an der Tauchflasche. Die meiner Meinung nach nch etwas unausgegorene Lösung hat aber mehrere Nachteile: 1) bei aufrechtem Gang fehlt eine Art Griff, der Tankhals ist für die meisten Menschen viel zu tief, um den Tank daran ziehen zu können. 2) Der Tankboden neigt dazu, über die Achse nach unten zu rutschen (siehe Foto), womit seine Masse immer weniger auf der Radachse lastet. Stattdessen muss die Hand je länger je mehr nicht nur ziehen, sondern auch tragen. Die Radachse müsste also fester mit der Flasche verbunden sein, und idealerweise nicht mittig, sondern exzentrisch (auf der Boden-näheren Seite), so dass das Gewicht des Tanks noch mehr auf der Achse liegt. 3) Die Verarbeitungsqualität ist mässig.
Eine interessante Alternative könnte die "Tank2Go"-Lösung der britischen Firma Venture Diving sein (https://www.venturediving.com/), welche einen ausklappbaren Griff hat und die Rollen in Bezug auf die Tankflasche weiter vorne montiert. Damit sind die Defizite des TankTrolleys behoben, die Lösung wirkt hochwertiger, kostet aber auch entsprechend mehr und wird ein höheres Eigengewicht haben.
Weitere umweltfreundliche Transportmöglichkeiten
Neben den genannten Optionen gibt es weitere Ansätze, wie Taucher ihre Ausrüstung umweltfreundlich transportieren können:
Öffentliche Verkehrsmittel: In vielen Regionen gibt es Bus- und Bahnverbindungen zu beliebten Tauchspots. Zwar muss man hier auf das Gewicht achten und eventuelle Einschränkungen in Kauf nehmen, aber es ist eine umweltschonende Alternative.
Carsharing oder Mitfahrgelegenheiten: Mit entsprechendem Organisationsaufwand kann man auf Carsharing-Optionen oder Mitfahrgelegenheiten zurückgreifen. Diese bieten die Flexibilität eines Autos, reduzieren aber die Anzahl der Fahrzeuge auf der Straße.
Tauchbasen und Verleihstationen: In vielen Tauchgebieten gibt es die Möglichkeit, Ausrüstung vor Ort zu mieten. Das spart nicht nur den Transportaufwand, sondern entlastet auch die Umwelt, da weniger Material bewegt werden muss.
Fazit
Das umweltbewusste Tauchen erfordert manchmal ein wenig Kreativität, wenn es darum geht, die schwere Ausrüstung ohne Auto zu transportieren. Es ist ein Mehraufwand, doch mit den richtigen Hilfsmitteln und ein wenig Planung ist es durchaus machbar, mit dem Fahrrad sogar wirklich angenehm. Bei Flusstauchgängen empfehle ich für die Rückkehr zum Fahrrad, einen "rollenden Untersatz" für den Presslufttank zu erwägen.